Wolf ist auch ausgebildeter Schauspieler – und es gelingt ihm, Schüler nachdenklich zu machen, im wahrsten Sinne des Wortes „einer Sache nach zu denken“.
Wichtigstes Requisit ist die Schlägermütze, mehr braucht es nicht, um die aufrührerische und aufrüttelnde Welt des Bert Brecht - höchst produktiv mit annähernd 2500 Gedichten – darzustellen.
Wolf stellt bei seiner Vorstellung den Schüler in den Mittelpunkt, der sich selbst die Frage stellt: Was bringt mir Brecht? Gibt es ein Gedicht, das mich anspricht? Schwerpunkt bei der Gedichtauswahl war das Lernen und Lehren, verstanden als ein fortlaufender Prozess. Brecht, der auch Wurzeln in Achern hat, wurde 1898 in Augsburg als reicher Bürgersohn geboren. Sein Ausspruch: „Meine Eltern haben mir einen Kragen umgebunden“ zeigt, wie er sich in seiner Entwicklung zu den „Geringeren“ gesellte.
Am Beispiel von „Ich höre, ihr wollt nichts lernen“ zeigte Wolf, wie mit den gleichen Worten etwas ganz anderes gesagt werden kann. Auch in dem Gedicht „Der Belehr-mich“ kehrt Brecht die üblichen Auffassungen um: Nicht der Ältere belehrt den Jüngeren, sondern umgekehrt. Ein weiterer Teil galt der Auseinandersetzung mit den „Finsteren Zeiten“ des „Dritten Reiches“: „Die Paletoten“ und vor allem die „Ballade von der Judenhure Marie Sanders“ - eindrucksvolle Dokumente der damaligen Zeit. Wenn nur ein Bruchteil der ungezählten kritischen Ansätze den Alltag in Unterricht und Freizeit überlebt, ist das Anliegen einer solchen Veranstaltung erfüllt: den Jugendlichen Literatur existentiell nahe zu bringen, erfüllt.
Text und Foto: Johanna Graupe