„Gut machbar“ sah Konrektor und Mathe-Lehrer Christian Huber die Aufgaben aus den Bereichen Algebra, Trigonometrie, Stereometrie, Sach- und Wahrscheinlichkeitsrechnen, nachdem die Schüler aus fünf Klassen ihr Können schon in einer Generalprobe unter Beweis stellen konnten. „Und mit der entsprechenden Einreichnote kann ohnehin nichts schiefgehen“, ist sich auch 10.-Klässlerin Simone Müller sicher.
Vor Prüfungsbeginn aber hatten Elternvertreterinnen zusammen mit Schulsozialarbeiterin Julia ein einladendes gesundes Frühstückbuffet vorbereitet, mit Obst, Fruchtsäften etc., auch zum Mitnehmen während der Prüfungsphase – ein Angebot, das sie auch in den nächsten beiden Prüfungstagen bieten.
Nächsten Dienstag ist die Englisch-Prüfung, die mit zwei Stunden deutlich kürzer ist. 50% der englischen Prüfung fand allerdings schon im November mit „Eurokom“ – Kurzform für europäische Kommunikationsfähigkeit - statt. Dabei präsentierte jeder Schüler ein selbstgewähltes Thema – anschaulich präsentiert, und in Gesprächen mussten die Schüler zeigen, dass sie in der Lage sind, Inhalte und Sachverhalte zu verstehen und weiterzugeben. Das mündliche Element wird damit stärker betont, sodass Kommunikation im Unterricht stärker in den Vordergrund rückt – auch im schriftlichen Bereich. Grammatik wird nur im Kontext bewertet, dafür stehen unterschiedliche Fertigkeiten – vom Info-Vermitteln bis zum kreativen Schreiben - im Fokus.
„Deutsch vorher wäre besser, man wäre danach viel entspannter gewesen“, meint Anne Männle. Die Verschiebung der Prüfung auf nächsten Freitag war sicher unausweichlich, nachdem offensichtlich auch schon Bilder von Aufgaben in Whatsapp-Gruppen kursierten. In der Deutsch-Prüfung stehen vier Themen zur Wahl: Die Interpretationsaufgaben beziehen sich jeweils auf einen lyrischen und einen epischen Text. Bei der Aufgabenstellung „Texte lesen, auswerten, schreiben“ geht es um das Thema „Flüchtlinge bei uns – Aufgabe und Chance für alle Beteiligten?“ Die Schüler konnten während des Schuljahres dazu Material sammeln, das sie auch mit in die Prüfung nehmen. Größtes Interesse wird sicherlich die Kreativaufgabe zur Pflichtlektüre „Meine Schwester Sara“ von Ruth Weiss finden. Der Roman erzählt die Geschichte der Jüdin Sara aus Sicht ihres Adoptivbruders und verknüpft die Geschichte Südafrikas mit unserer Geschichte. Nach dem zweiten Weltkrieg adoptiert die Burenfamilie Leroux eine vierjährige deutsche Kriegswaise, blond, hübsch, intelligent. Der Adoptivvater, fanatischer Verfechter der Apartheid, wendet sich total von ihr ab, als er erfährt, dass es sich bei Sara um eine „Hebräerin“ handelt, die man ihm „untergejubelt“ habe. Als Studentin schließt sich Sara dem Widerstand gegen das Apartheidregime an und wird zur Gegenspielerin ihres Vaters. „Die Vergangenheit hat eine lange Zukunft, Vorurteile und Rassismus sitzen tief“, schreibt Ruth Weiss, die als Kind 1936 mit ihrer Familie nach Südafrika auswanderte.
Lehrer der Partnerschule Achern übernehmen die Zweitkorrektur der schriftlichen Prüfungen. Die RSO ist zusätzlich noch Partnerschule der Waldorfschule Offenburg. Im Mündlichen sind Wahlprüfungen in den Hauptfächern weiterhin möglich, dazu gibt es die „Fächerübergreifende Kompetenzprüfung“: Zu Beginn des 10. Schuljahres wählten mindestens drei Schüler ein umfassendes Thema, das mindesten zwei Fächer abdeckt. In der Projektvorbereitung während des Schuljahres werden sie von zwei Lehrkräften betreut. Die Prüfung, die auch Präsentationstechniken umfasst, erfolgt im Juni.
Text und Foto: Johanna Graupe