Carpe Diem: „Nutze den Tag“ könnte einer der Wahlsprüche von Klaus Lienert sein. In Bohlsbach geboren, besuchte er zunächst das Grimmelshausen-Gymnasium in Offenburg. Es wurde kein Geisteswissenschaftler oder gar Theologe – heimlicher Wunsch der Großeltern- aus ihm: Das Wirtschaftsgymnasium entsprach eher seinen Qualitäten. Über Nachhilfe entdeckte er den Spaß am Unterrichten, der ihm bis heute geblieben ist, wie ihm ehemalige wie jetzige Schüler bescheinigen, auch wenn Unterrichten nur noch einen geringen Teil seiner Tätigkeit ausmacht. Sein Wirken bestätigt den neuseeländischen Bildungsforscher Hattie, dessen zurzeit vieldiskutierte langjährige Forschung um die Frage kreiste, was guten Unterricht ausmacht. Hatties lapidare Antwort: der einzelne Lehrer. Wie bereitet er den Stoff auf? Erreicht er die Kinder? Kann er sich für das, was er unterrichtet, selbst begeistern?
Lienert kam 1983 an die Realschule, die „seine“ Schule werden sollte. Neben seinem Deputat als Mathematik- und Physiklehrer vernetzte er das Rektorat und reorganisierte die Verwaltung – damals ein Novum an Schulen. Umzug in die jetzigen Gebäude und Anbauten erwarteten den neuen Rektor und jetzt nach 15 Jahren die Komplettsanierung des Hauptgebäudes.
Weitgehend ist sein Einfluss auf die Schulentwicklung der RSO: Motivator für ITG-Unterricht so dass die RSO Modellrealschule für ITG-Unterricht wurde, Autor von ITG-Unterrichtsmaterial – die Realschule wurde gerade als beste „ECDL-Realschule“ Deutschlands ausgezeichnet- er war in der Bildungsplankommission ITG und bedauert, dass dieses Fach gestrichen wurde, er ist in der geschäftsführenden Vorstandschaft der Realschulrektoren, geschäftsführender Rektor der Schulen Oberkirchs.
„Man sieht jeden zweimal“ ist einer seiner wenigen Grundsätze: Verständnis für und Respekt vor Kollegen wie Schülern und Eltern zeichnen ihn aus – ohne dass es an Konsequenz mangelt. Credo für ihn ist, dass Lehrer eigenständig und verantwortungsvoll handeln. Klaus Lienert lässt Freiräume für Eigeninitiative und Engagement – er überträgt Verantwortung in aller Konsequenz – und pflegt die Verwaltung der offenen Tür. Es herrscht eine konstruktive, respektvolle Atmosphäre und er nimmt sich Zeit, wenn es notwendig ist und dann ist anderes im Moment nicht relevant. Sein Einsatz für Schule und Schüler: umfassend, pflichtbewusst, geradlinig, der Sache dienend, unspektakulär.
„Schulpolitik nicht der Politik wegen, sondern Schule soll erfolgreich aufs Leben vorbereiten“, ist nach wie vor sein Ziel. Und: „den demografischen Wandel so zu lösen, dass es für Schulträger und Land finanzierbar bleibt, pädagogisch auf veränderte Schülerschaft zu reagieren und bei allem zu schauen, dass Lehrkräfte einen zufriedenstellenden Arbeitsplatz haben.“
Bei allen Veränderungen ist ihm wichtig, „dass Schüler sich wohl fühlen und das Gefühl haben, wichtig genommen zu werden, dass sie Verantwortung übernehmen und Regeln einhalten, sich engagieren - deshalb Modellschule auch für soziales Engagement - Unterricht in einer konstruktiven Lern- und Arbeitsatmosphäre stattfindet.“
Arbeitsatmosphäre auch am Geburtstag, allerdings nicht ganz so lange wie üblich: Schüler, Kollegen und Schulband brachten ihm ein Ständchen.
Text und Fotos: Johanna Graupe, Portraitfoto: Claudia Lienert