Eine Ritterausbildung dauerte im Mittelalter etwa 13 Jahre. Die Schüler der Jungen Bühne der Realschule Oberkirch haben diese Ausbildung innerhalb eines Schuljahres absolviert und das Ergebnis kann sich am Donnerstagabend sehen lassen. Mit viel Aufwand, vor allem bei den Kostümen der rund 80 Kinder, hat die Theatergruppe den Garten des »freche hus« in mittelalterliche Szenerien verwandelt. In deren Mittelpunkt stand der junge Trenk Tausendschlag, der dem Stück »Der kleine Ritter Trenk« auch seinen Namen gab.
Trenk, mit viel lausbübischem Charme verkörpert durch Moritz Steger, hat das Leben als Leibeigener satt. Dass sein Vater ständig im Kerker sitzt, weil er den Zins an seinen Feudalherrn Wertolt den Wüterich (Stefan Kowalsky) nicht bezahlen kann, lässt ihn aufbegehren. Trenk zieht in die Stadt, um gemäß dem Spruch »Stadtluft macht frei«, die Freiheit zu suchen und dann seiner Familie zu helfen. Mit auf den Weg nimmt er sein Ferkelchen, gespielt von Leann Gerner, das mit seinem süßen »Quiek« schnell die Herzen des Publikums erreicht.
Unterwegs trifft Trenk auf den Gaukler Momme Mumm (Daniel Rockenzahn) und schließlich auf den Ritter Dietz von Gurgelstein (Daniel Wöhrle). Der versucht seinen ängstlichen Sohn Zink (Lukas Wahl) mit viel schwäbischem Geschimpfe à la »Komm her Du Seckel« dazu zu bewegen, die Ausbildung zum Ritter anzutreten. In Trenk findet er schließlich einen Ersatz und schickt ihn als seinen Sohn zum Schwager auf die Burg.
von links: Gaukler Schnöps (Lennard Boschert), Hans vom Hohenlob (Arthur Hilberer), seine Tochter Thekla (Amelie Englert), Gaukler Momme Mum (Daniel Rockenzahn) und Trenk (Moritz Steger)Der dickbäuchige und ängstliche Ritter Hans vom Hohenlob (Arthur Hilberer) freut sich über den tapferen Jüngling, hat er doch selbst nur eine aufmüpfige Tochter, Thekla (Amelie Englert). Die allerdings würde selbst lieber Ritter werden, als nur zu sticken und Harfe zu spielen. Trenk und Thekla verbünden sich und sind viel tapferer als alle großen Ritter zusammen. Sie nehmen es nicht nur mit Wertolt dem Wüterich, sondern auch mit einem vermeintlich gefährlichen Drachen auf.
In der Geschichte von Kinderbuchautorin Kirsten Boie stecken viele Themen: Es ist die Geschichte einer Emanzipation des Leibeigenen, aber auch des jungen Mädchens, das sich nicht in die für sie vorgesehene Rolle als Burgfräulein fügen möchte. Es ist aber auch die Geschichte von Freundschaft und dem Mut, sich über die Regeln hinwegzusetzen.
Dem Regie-Team Tanja Lüttner, Johanna Graupe und Arthur Hilberer ist es gelungen, die Ritter-Geschichte mit sehr viel Humor zu inszenieren. Ein Höhepunkt war das Ritterturnier, bei dem nicht nur das Pferd des dunklen Wertolts für Stimmung sorgte, sondern auch die Kampfkünste der Ritter beeindruckten, die sie bei einem Kampfworkshop mit Carsten Dittrich gelernt hatten.
Am Ende zeigt die Geschichte aber: Die schwersten Kämpfe gewinnt man nicht unbedingt mit Waffengewalt, sondern mit List und Köpfchen.